Text und Fotos von Gastbloggerin Kim Laura Kühne
Bagpipe meets Rock. Seit über zehn Jahren bringen die Red Hot Chilli Pipers den „Bagrock“ unter die Leute. Neben weltbekannten Rock-Hits spielt die Band auch schottische Volkslieder.
„Leise rieselt der Schnee“ – oder eben nicht. Die besinnlichste Zeit des Jahres steht vor der Tür, doch die weihnachtliche Stimmung lässt noch auf sich warten. „Last Christmas“ in Dauerschleife zu hören ohne die richtige Atmosphäre ist nicht jedermanns Sache. Um die trübe, schneefreie Vorweihnachtszeit zu überbrücken, braucht es Musik die mitreisst und gute Laune schafft; ein Abstecher nach Schottland ist dafür genau das Richtige. Vor mehr als 10 Jahren formierte sich dort – genauer gesagt in Glasgow – eine Band, die ihr Nationalinstrument , den Dudelsack in ein anderes Licht rücken wollte. Die Red Hot Chilli Pipers kombinierten den Dudelsack-Sound mit Schlagzeug, Trommel, Bass, Gitarre und Keyboard und entwickelten den „Bagrock“. Mit ihren Coverversionen von bekannten Rock- und Popklassikern traten die Schotten bereits weltweit auf. Vor knapp einem Monat tourten sie wieder einmal durch die Staaten. Jetzt durch Deutschland und die Schweiz. Dabei stoppten die Schotten bei einer ihrer vier Schweizer Shows im Theatersaal National in Bern.
Punkt 20.00 Uhr wurde das Licht gedimmt und Nebel stieg auf. Einer nach dem andern betrat die Bühne, bis alle acht Red Hot Chilli Pipers auf der Bühne standen. Die ersten Gitarrenriffs erklangen und kurz darauf die ersten Dudelsack-Klänge mit ihrer Version von „Insomnia“. Dann ein Cover-Song mit dem die Schotten ein klares Statement setzten, was sie am Abend vom Publikum erwarteten: „Gimme All Your Lovin“. Und das Publikum sprang darauf an. Weitere Klassiker, die schon seit Jahren zum Repertoire der Bagrocker gehören und auch diesmal für gute Stimmung sorgten, waren „Eye Of The Tiger“, „Rockin’ All Over The World“ und „We Will Rock You“. Auch traditionelle Songs wie „Amazing Grace“ oder die Eigenkomposition „100 Chilli Pipers“ wurden gespielt und verwandelten den Theatersaal National in ein schottisches Pub.Im Unterschied zu vergangenen Shows wurde dieses Mal ein besonderes Highlight ausgelassen. Im Normalfall tauschte der jüngste Piper Dougie McCance beim Song „Hills Of Argyll“ seine Bagpipe gegen die Tin Whistle, stand allein auf der verdunkelten Bühne und stimmte die Eigenkreation an. In Bern wurde diese Einlage mit Gänsehauteffekt leider weggelassen. Im Gegenzug wurde die Show dafür um einen Höhepunkt reicher: Das Cover vom DJ und Musikproduzenten Avicii, welches die Schotten auch schon bei BBC Radio 1 live spielen durften, erhielt eine Stimme. Mitten im Song tauschte der Piper Cameron Barnes, der seit einem Jahr zur Band gehört, den Dudelsack gegen das Mikrofon und sang den Refrain mit. Eine echte Überraschung, da die Band das Singen eigentlich ganz dem Publikum überlässt. Barnes darf gerne wieder das Mikrofon in die Hand nehmen, denn er überzeugte mit einer kräftigen Stimme und einem wunderschönen schottischen Akzent, was dem Lied eine ganz neue Note verleiht.
Red Hot Chilli Pipers-Kenner werden ihn auch dieses Mal vermisst haben: Den ehemaligen Gitarristen und Vollblutrocker Nick Hawryliw. In Sache Bühnenpräsenz und Charisma konnte der neue Gitarrist Alex Kosak nicht mithalten. Zwischen den Songs erzählten die Musiker im charmanten Schottendialekt Geschichten aus dem Tour-Alltag. So weiss das Publikum nun, dass Bassist Alan McGeoch den Übernamen „The Animal“ trägt, weil er eine ganze Whiskyflasche in einem Zug leer getrunken hat. Die Schotten stellten auch gerne Fragen ans Publikum, wie „Wer war schon mal an einem Red Hot Chilli Pipers-Konzert?“ oder „Wer dachte, die Red Hot Chili Peppers treten auf?“ Anscheinend hatte sich dieses Mal tatsächlich eine Frau in der Band geirrt! Die ähnlichen Namen sind aus einem lustigen Missgeschick entstanden. Als die Freundin eines Gründungsmitglieds dessen CD-Sammlung sortierte, unterlief ihr ein Fehler: Sie stellte die Red Hot Chilli Peppers CD zwischen die klassischen Piper CDs und so war der Name Red Hot Chilli Pipers geboren.
Nach etwa zweieinhalb Stunden stimmten die Schotten dann den letzten Song an: Ihren sogenannten „Wee Bonus Track“, das typische Abschiedslied „Auld Lang Syne“. Im Anschluss dröhnte wie immer „All Right Now“ von Free aus den Boxen, während die Band von der Bühne ging. Die Bagrocker wissen eben genau, wie sie ihr Publikum aus den Sitzen reissen können. Der Spass, den die Schotten auf der Bühne haben, überträgt sich schnell auf das Publikum und es wird geklatscht, gesprungen und sogar in die Knie gesunken – die Band animiert das Publikum beim Song „100 Chilli Pipers“ in die Hocke zu gehen!
Übrigens: Den nächsten Abstecher in die Schweiz machen die Schotten im Frühling 2016. Wer seinen Liebsten eine Freude machen will, kann Tickets kaufen oder CDs und DVDs. Ein tolles Weihnachtsgeschenk, das man am nächsten Konzert bei einem netten Schwatz signieren lassen kann.
Donnerstag, 21. 04.2016, Kurtheater Baden (Tickets via Ticketcorner)
Freitag, 22.04.2016 Kammgarn Schaffhausen (Tickets via Starticket)
Nächste Woche gibt es hier dann die 3×3 ultimativen Weihnachts-Geschenktipps von den Freitagsbloggern.